PROJEKT
Klima flicken - Gemeinsam nähen und lernen für den Klimaschutz
Kurze Wege für den Klimaschutz
Die offene Nähwerkstatt Kabutze möchte ihre direkten Nachbarn, das weitere Umfeld in der Stadt und auch über die Stadtgrenzen Greifswalds hinaus dazu anregen, mit Spaß das Nähen zu erlernen und neue praktische Alltagshandlungen zu etablieren. Durch das Nähen in Gemeinschaft, das Erlernen von Handwerkstechniken und durch den Praxisbezug zur eigenen Kleidung sollen mit Textilien verknüpfte umweltpolitische Themen für die Menschen greifbar und erfahrbar gemacht werden.
Vom 1. August 2017 bis zum 31. Juli 2019 wird dieses Vorhaben durch Projektgelder der Nationalen Klimaschutzinitiative (NKI) und des Bundesumweltministeriums (BMUB) gefördert.
Das Projekt "Klima flicken"
Die Projektinhalte orientieren sich am allgemeinen Werkstattkonzept der Kabutze und erweitern es um neue Aktionen. Das Ziel ist, durch praktischen Alltagsbezug einen breiten Blick auf die Verstrickungen textiler Produkte in gesellschaftliche und ökologische Zusammenhänge zu eröffnen.
Der Ausbau der Werkstatteinrichtung mit hochwertigen Maschinen soll einen Anreiz darstellen, die in der Werkstatt vereinten Ressourcen gemeinsam zu nutzen. Die Menschen zu motivieren, sich über den persönlichen praktischen Nutzen des Reparierens und Herstellens von Kleidung hinaus mit dem Thema Kleidung & Klima zu beschäftigen, ist ein Ziel des Projektes. Ressourcensparende und nachhaltige Konsumweisen und Alltagshandlungen in Bezug auf Textilien, die zum Klimaschutz auf nachbarschaftlicher Ebene beitragen, sollen in der Greifswalder Bevölkerung angeregt werden. Es sollen konkrete Handlungsalternativen zu den herkömmlichen Konsummustern angeboten werden, die sich als soziale Innovationen mit Nachahmungs(Kult)charakter in der Bevölkerung verbreiten.
Um dieses Ziel zu erreichen soll die offene Nähwerkstatt Kabutze als Basis und Ausgangspunkt für diese Aktivitäten verstetigt werden.
Die Projektinhalte
+ Offene Nähwerkstatt mit zwei Öffnungszeiten pro Woche: Ermächtigung der Nutzer_innen, ihre Kleidung und andere Textilien selbst nähen, umändern, reparieren, länger nutzen, Altkleider wieder tragbar machen zu können
+ Upcycling-Mini-Workshops in der Öffnungszeit: Erprobung und Entwicklung neuer Upcyclingideen, Aufbau einer frei zugänglichen Sammlung von Anleitungen zum Thema
+ Kabutze Multiplikator_innen: mehrtägige Schulung, die es neuen Mitwirkenden ermöglicht, selbst praktisches und theoretisches Wissen zu erlangen und weiterzugeben
+ KleidertauschTage: Gute gebrauchte Kleidung & Informationen austauschen
+ Informationsveranstaltungen: Filme, Ausstellungen, Vorträge mit externen Referent_innen zu umweltpolitischen Themen
+ Wochenendworkshops: Professionelle Anleitung, Erlernen des Umgangs mit Nähmaschinen, Schnitten und der Wiederverwendung von Altkleidern
+ Nährad: Bau eines Lastenrades als flexibel einsetzbare, mobile Nähstation; Einsatz im städtischen Raum bei öffentlichen Aktionen und außerstädtischen Veranstaltungen
Ziele
+ Verstetigung der Werkstatt durch gute Ausstattung der Werkstatt; Organisation, Vernetzung mit weiteren Akteuren und erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit durch eine hauptamtlich Beschäftigte; Umsetzung des Programms durch neue Mitwirkende
+ Vermittlung von Wissen über Produktionsbedingungen und Umweltauswirkungen der Textilindustrie, Erarbeitung von Informationen zu nachhaltigen Konsumweisen und Vermittlung von Praxiswissen, das in Alltagshandlungen übergeht
NKI: Klima flicken - Gemeinsam nähen und lernen für den Klimaschutz
Bewilligungszeitraum: 01.08.2017 - 31.07.2019
Förderkennzeichen: 03KKW0040
gefördert durch die nationale Klimaschutzinitiative (NKI) und das Bundesumweltministerium (BMU)
Projektkonzept der Kabutze
"Die Kleidung ist etwas ewiges, genauso wie die Kunst. Die Kleidung muss wieder Kunst werden und muss aufhören nur Mode zu sein."
Friedensreich Hundertwasser
Der Hintergrund
Kleidung ist ein Alltagsprodukt...
Kleidung ist ein Konsumprodukt...
Kleidung ist ein Verbrauchsprodukt...
Was dabei von der Käuferschaft unbeachtet bleibt, sind die sowohl menschenunwürdigen, als auch umweltbelastenden Produktionsbedingungen, die in der Kleidungsindustrie herrschen. Viel zu oft kommen die Informationsmöglichkeiten über Herstellung und Handelsstrukturen für die Verbraucher zu kurz. Die kurzlebigen Modetrends greifen wie Zahnräder ineinander, führen zu immer kürzeren Trendintervallen und somit nichtabbrechendem Konsum. Die dabei entstehenden Kleidungsberge entweder zu vernichten oder als "Spende" in so genannte Entwicklungsländer zu verlagern, können nicht alleinige Lösungen sein. Zum einen geht dadurch eine riesige Menge an bereits bei der Herstellung eingesetzten Rohstoffen wie z.B. Wasser verloren, zum anderen werden durch Kleiderspenden oft regionale Textilindustriestrukturen verdrängt oder zerstört.
Der Vordergrund
Die Initiative Kabutze hat sich im Herbst 2009 gebildet und besteht gegenwärtig aus 6 engagierten jungen Menschen. Zusammen geführt haben uns die Begeisterung zum Nähen, der Wunsch Nähen zu lernen und durch ein gemeinsames Projekt unser Umfeld mitzugestalten. Dabei ist es uns wichtig, selbstorganisiert und kreativ zu arbeiten. Der Name 'Kabutze' ist eine Wortneuschöpfung aus 'Kapuze', ein Detail von Pullovern und 'Butze', eine kleine und gemütliche Wohnung oder Räumlichkeit.
Der Gummibund
Ökologische Ausrichtung
In der Nähwerkstatt wird die Möglichkeit geschaffen, Kleidung langlebiger zu machen, d.h. zu reparieren, abzuändern, aufzuwerten und selbst herzustellen. Der Zugang zu ökologisch und fair produzierten Materialien wird dabei den Näher_innen über die Bereitstellung von Informationsmaterialien ermöglicht. Durch die Weiterverarbeitung bereits gebrauchter Kleidung werden außerdem Rohstoffe eingespart. Die Arbeit an der eigenen Kleidung schafft eine neue Form der Wertschätzung von eigenen Kleidungsstücken. Raffinierte Einzelstücke werden lieb gewonnen, was zu längerem Gebrauch derselben führen kann. Wie bei dem Gebrauch von "Altkleidern" wollen wir ebenso bei Kurzwaren darauf achten, dass sie aus alten Beständen stammen und wieder verwendet werden.
Soziale und (Inter)Kulturelle Ausrichtung
Kabutze wird Raum und Gelegenheit schaffen, dass Menschen aus verschiedenen sozialen und kulturellen Hintergründen und, egal ob weiblich oder männlich, zusammenkommen. Die Arbeit während gemeinsamer Workshops und die gegenseitige Unterstützung an offenen Werkstattnachmittagen soll neben der Vermittlung von Schneiderwissen und sonstigen Fertigkeiten zur Bearbeitung von Kleidung auch Menschen miteinander ins Gespräch kommen lassen. Eine vielfältige Palette an Angeboten und Veranstaltungen trägt dazu bei, dass viele verschiedene Menschen angesprochen werden - generationsübergreifend, geschlechterübergreifend und interkulturell.
Individuelle Ausrichtung
Mit unterschiedlichen Materialien eigene Kleidung herzustellen und schöpferisch zu wirken, trägt mit zur Individualität bei. Die Kabutze will Raum und Zeit zur Verfügung stellen, damit ihr aktiv gestalten und ihre Individualität ausleben können. Selbstgeschaffenes wird dabei aufgewertet und dem Markentrend wird Kreativität und Selbstbestimmung entgegengesetzt. Dabei wird die Begrenztheit von der klassischen Modevorstellung schöpferisch ausgeweitet und führt gegebenfalls zu einem neuen Verständnis des Begriffs Mode.